Die UBS hat seit kurzem ein Innovations-Labor in Singapur. «Lab-Chef» Ketan Samani setzt damit voll auf Tech-Startup-Rezepte. Seither tobt in der tropischen Bankenmetropole ein Wettlauf um die besten Fintech-Ideen.

Der Sitz des neuen UBS-Innovationszentrums in Asien ist mit den Begriffen Technologie, Fintech, Data-Cloud, App und Digitalisierung gar nicht in Verbindung zu bringen. Vielmehr erinnert er vordergründung an ein etwas in Vergessenheit geratenes Anwesen aus der Kolonialzeit.

Was er auch ist: Das Command House (Bild unten), das die UBS in Singapur als Wealth Management Campus und seit neustem eben auch als Innovationslabor nutzt, war bis 1971 die Residenz des jeweiligen britischen Kommandanten gewesen.UBS Evolve 502

Jetzt nutzen es Ketan Samani (im Bild unten links) und sein Team von fünf festen und fünf freien Mitarbeitern als schnellen Brüter. Samani ist erst seit diesem Frühling der Chief Digital Officer im UBS Wealth Management der Marktregion Asien-Pazifik (APAC). Doch er hat schon eine ganze Menge auf die Beine gestellt, wie bei einem Besuch offensichtlich wird.

Geschwindigkeit ist die Losung im Tech-Innovationsgeschäft – und Unabhängigkeit. Für Samani, der in seinen früheren Anstellungen bei der lokalen DBS, bei Standard Chartered oder Barclays bedeutend grössere Teams und Bereiche geleitet hat, war es eine Grundbedingung gewesen, dass die UBS ihn «machen» lässt, wie er gegenüber finews.ch erklärt.

UBS Evolve 500

In dreieinhalb Wochen aufgebaut

«In einer offenen Kultur können die verschiedensten Ideen zusammenfliessen, und wenn eine Verbindung entsteht, kann alles mit viel mehr Tempo geschehen», sagt Samani. Der Testfall dafür war der Aufbau des Innovationslabors namens Evolve: Stehen sollte es in acht Wochen. Tatsächlich dauerte es nur dreieinhalb Wochen. Diesen Macher- und Entwicklungsspirit strebt Samani auch weiterhin an.

Entfaltung anstatt Revolution

Samani weiss allerdings genau, für wen er arbeitet: Die UBS ist die grösste Vermögensverwalterin der Welt und führend im Geschäft mit asiatischen Superreichen. «Evolve» sei jedoch nicht dafür da, um die Super-App zu entwickeln, die das Banking revolutioniert.

«Disruptive Technologien können zwar einen Katalysatoreffekt haben, aber wir zielen mehr auf die Transformation und Entfaltung von Dienstleistungen, welche die Kundenerfahrung verbessern», erklärt Samani. Darum auch der Name «Evolve».

Innovations-Rennen mit Konkurrenz

Dennoch: Zeit ist angesichts der rasanten Entwicklungen im Fintech-Bereich eine limitierte Ressource, die dem «Evolve»-Team zur Verfügung steht. Entsprechend ist die Arbeitsmethode von Samani und seinem Team: «Wir arbeiten rasch: Vier bis acht Wochen für neue Prototypen, die dann dem Senior Management präsentiert werden», sagt er. «Erhalten wir grünes Licht für die Weiterentwicklung, können wir auch mehr Geld beantragen.»

Auf diese Weise liefert sich die UBS ein «Innovations-Kopf-an-Kopf-Rennen» mit den konkurrierenden Banken in Singapur: der Credit Suisse, der Singapurer DBS, der Citi Private Bank und der HSBC. Dabei geht es um viel: Die Bankenbranche in Asien sieht sich einem Angriff von Internet-, E-Commerce und Smartphone-Firmen ausgesetzt.

Tech-Giganten als Bedrohung

Alibaba, Baidu, Tencent sind nur einige Beispiele von Banken-Outsidern, die erfolgreich ins Finanzgeschäft eingestiegen sind. Alibaba etwa lancierte bereits 2013 Geldmarkt-Fonds für Anleger und verwaltet inzwischen bereits 114 Milliarden Dollar damit. Auch der chinesische Smartphone-Hersteller Xiaomi bietet Geldmarkt-Fonds an.

Jeder Zukauf, den eine Internet- oder Tech-Firma tätigt, wird von den Banken beargwöhnt. Denn Tech-Giganten wie Alibaba und Baidu in Asien, aber auch Google, Facebook oder Amazon im Westen schaffen so genannte «digital ecosystems» – digitale Welten –, die den Firmen den plötzlichen Eintritt in völlig neue Branchen und Geschäftsfelder erlauben.

«Wie diese Firmen ihr 'Ecosystem' ständig erweitern, ist Furcht einflössend», sagte vergangene Woche Piyush Gupta, der Chef der DBS an einer Konferenz.

Fintechs üben auch Druck aus

Nun bedeutet das Angebot von Geldmarktfonds durch Alibaba noch keine Gefahr für das Wealth Management der UBS, das auf die Spitze der Kundenpyramide zielt.

Aber auch Samani bezeichnet den Vorstoss von Nicht-Banken ins Finanzdienstleistungsgeschäft als Weckruf für die Branche. «Und es ist offensichtlich, dass auch viele Fintech-Startups die etablierten Banken unter Druck setzen, Kosten zu senken und die Effizienz zu erhöhen.»

Auch auf Partnersuche

Wobei Samani die Fintech-Unternehmen nicht nur als Konkurrenten sieht, sondern eher als potwnzielle Partner. Besonders im Auge hat er Tech-Unternehmen in Singapur und in der Region, die auf Daten spezialisiert sind. «Die UBS hat eine riesige Menge an Kundendaten, aber wir müssen diese mit externen Informationen und Analysen verschmelzen. Nur so können wir die Bedürfnisse der Kunden besser verstehen und erfüllen», so Samani.

Erste Beziehungen hat die UBS, wie finews.ch berichtet hatte, mit dem Datenspezialisten Sqreem Technologies geknüpft, der sich auf künstliche Intelligenz spezialisiert hat. Aber auch Startups, die im Online-Trading, Online-Wealth-Management sowie im Bereich IT-Sicherheit tätig sind, schaut sich die Schweizer Grossbank an. Zeit darf Samani dabei aber nicht viel verlieren.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.35%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.77%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.83%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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