In einem Umfeld, das von kürzeren und stärker divergierenden Konjunkturzyklen und einer damit einhergehenden Marktvolatilität geprägt ist, erwarten wir eine stärkere Streuung innerhalb der Anlageklassen und eine zunehmende Differenzierung zwischen Ländern und Unternehmen. 

Von Alex King, CFA, Supriya Menon, Head of Multi Asset Strategy und John Mullins, Investment Director – EMEA bei Wellington

Vor diesem Hintergrund benötigen Anleger Flexibilität und Diversifizierung in ihrer Asset-Allokation, um sich an veränderte Marktbedingungen anpassen und von auftretenden Marktverwerfungen profitieren zu können.

Diversifikation: Lohnender, aber schwieriger zu erreichen

Im Jahr 2022 und über weite Strecken des Jahres 2023 wurde die Marktentwicklung vor allem durch den anhaltenden Inflationsanstieg bestimmt, der die grossen Zentralbanken weltweit zu Zinserhöhungen zwang. In diesem Makroszenario zeigten die negativen Erträge vieler Anleihen in Kombination mit ihrer höheren Korrelation zu Aktien, dass die Rentenallokationen vieler Portfolios nicht ausreichend diversifiziert waren. 

Trotz ihrer schwächeren Wertentwicklung in einem Umfeld höherer Zinsen und Inflationsraten haben sich Anleihen langfristig als wichtiges Mittel zur Portfoliodiversifizierung erwiesen. Wir sind der Ansicht, dass ein diversifizierter Mix aus festverzinslichen Anlagen in diesem Jahr eine attraktive Absicherung für risikoreichere Anlagen bieten kann, auch wenn das Beziehung zwischen Aktien und Anleihen instabil bleibt und die Korrelationen dauerhaft höher sind.

Wenn sich die Inflation weiter verlangsamt oder zumindest stagniert, ist nach unseren Analysen mit einer grösseren Abweichung zwischen der Wertentwicklung von Aktien und Anleihen zu rechnen. Unsere Untersuchungen zu US-Inflation, -Aktien und -Anleihen über den Zeitraum von 50 Jahren zwischen 1973 und 2023 zeigen auch, dass die negative Korrelation zwischen Anleihen und Aktien stärker ist, wenn die Inflation unter drei Prozent fällt (vgl. nachstehende Abbildung).

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Zeitfaktor: Zeit für eine Neubewertung nach den Turbulenzen

Die globale Inflation geht nun von ihrem sehr hohen Niveau zurück, dürfte aber weiterhin stärker schwanken und strukturell höher bleiben als in der Vergangenheit. Unterdessen scheint sich der aussergewöhnlich starke Zinserhöhungszyklus seinem Ende zu nähern.

Jetzt, da sich die Lage zu beruhigen scheint, ist unserer Ansicht nach ein guter Zeitpunkt für Anleger, ihr Engagement in Rentenwerten neu zu bewerten und eine neue Perspektive einzunehmen – nicht nur in Bezug auf die allgemeine Zusammensetzung ihrer Anlagen, sondern, was genauso wichtig ist, auch in Bezug auf die Struktur ihrer Rentenallokation, um die Widerstandsfähigkeit ihres Portfolios zu erhöhen und ihre Ziele für regelmässige Einkünfte und Kapitalwachstum zu erreichen.

In einem neuen Umfeld mit strukturell höherer Inflation und grösserer wirtschaftlicher Unsicherheit könnte ein diversifizierter Mix aus festverzinslichen Anlagen Schutz vor den Aktienkursrückgängen bieten, die häufig mit der frühen Phase einer Rezession einhergehen.

Umsetzung: Erhöhung der Anzahl möglicher Optionen

Anleger, die ein stärker diversifiziertes und risikokontrolliertes Rentenengagement anstreben, sollten insbesondere die folgenden Bereiche in Betracht ziehen:

  • Traditionelle Rentenanlagen mit höherer Qualität: Vor dem Hintergrund einer nachlassenden Inflation, steigender geopolitischer Risiken und der Gefahr einer weltweiten Rezession werden Strategien, die auf herkömmliche Rentenanlagen und insbesondere auf Unternehmensanleihen setzen, sowohl im Hinblick auf die regelmässigen Einkünfte als auch den Kapitalschutz immer attraktiver, da sie eine Kombination aus laufender Rendite und – im Gegensatz zu Geldmarktanlagen – beträchtlichem Aufwärtspotenzial in einem risikoaversen Umfeld bieten. Die grössere Streuung zwischen Wertpapieren in dieser späten Phase des Zyklus macht einen aktiven Titelauswahlprozess noch wichtiger.
  • Total-Return-Strategien: Die Aufnahme von High-Yield- und Schwellenländeranleihen in eine Rentenallokation kann zwar Potenzial für regelmässige Einkünfte und Kapitalwachstum bieten, diese Sektoren sind jedoch stärker vom Konjunkturzyklus abhängig als Total-Return-Strategien, die darauf abzielen, unabhängig vom Konjunkturumfeld positive Gesamterträge zu erwirtschaften und von Volatilität in der Konjunktur- und Marktentwicklung zu profitieren.
  • Regionale Bausteine: Stärker von einander abweichende makroökonomische Bedingungen bieten ein breiteres Spektrum an Anlagemöglichkeiten, da die Volkswirtschaften ihre Zyklen mit unterschiedlicher Geschwindigkeit durchlaufen. Die Konjunkturzyklen verlaufen schon heute unterschiedlich. So befindet sich Japan in einer Reflationsphase, Europa und das Vereinigte Königreich sind in einer Stagflationsphase und China durchläuft eine Phase der Entschuldung und Deflation. Diese Divergenz wird sich auch in der Zinsentwicklung widerspiegeln. Opportunistische Allokationen sollten es den Anlegern ermöglichen, diese Unterschiede zu nutzen und an den attraktivsten länderspezifischen Entwicklungen zu partizipieren.
  • Nachhaltige Anlagen: Unseres Erachtens bieten auch Rentenstrategien, die Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen, Potenzial für attraktive Erträge. Da sich klimabedingte und andere strukturelle Veränderungen zunehmend auf die Realwirtschaft auswirken, bieten nachhaltige Anlagen Rentenanlegern ein zusätzliches Instrument für das Risikomanagement und die Diversifizierung von Allokationen in neuen Innovations- und Wachstumsbereichen. Insbesondere durch eine Bottom-up-Integration oder Impact-Research sind Anleger in der Lage, differenzierte Emittenten und Projekte zu identifizieren und direkt zu finanzieren. Der aufstrebende Markt für nachhaltige Anleihen kann Investmentexperten auch eine direkte Möglichkeit bieten, ihre Anlagen an den Bedürfnissen ihrer Kunden auszurichten, indem sie spezifische Projekte finanzieren und die Fortschritte der Emittenten anhand vereinbarter Nachhaltigkeitsindikatoren überwachen.
  • Thematische Ansätze: Anleger sollten eine thematische Perspektive in Betracht ziehen, um in Bereiche wie Impact Investing zu diversifizieren und die Gewinner der damit verbundenen strukturellen Trends auf Sektor- und Wertpapierebene zu identifizieren. Thematische Anlagen, die stark vom Strukturwandel beeinflusst werden, können dazu beitragen, die Bedeutung des Zyklus zu verringern und die Diversifizierung zu erhöhen.

Abschliessende Überlegungen

Unseres Erachtens ist eine Diversifizierung der Rentenallokation in diesem neuen makroökonomischen Umfeld für einen erfolgreichen Anlageansatz eine Schlüsselkomponente. Anleger sollten diese Allokation jedoch immer als Teil eines breiteren Spektrums möglicher Diversifizierungsquellen betrachten, zu denen auch Rohstoffe und alternative Anlagen sowie Strategien gehören können, die das Chancenspektrum innerhalb des Rentenbereichs zusätzlich vergrössern könnten.

Wir sind der Ansicht, dass ein entsprechend strukturiertes Portfolio, mit einer Rentenallokation als Kernstück, das Aufwärtspotenzial sowohl in Hinblick auf regelmässige Einkünfte als auch Kapitalwachstum optimiert und gleichzeitig einen angemessenen Schutz im derzeitigen volatilen Umfeld bietet.

  • Um mehr über die Anleihenlösungen von Wellington Management zu erfahren, besuchen Sie die Webseite.

Die zum Ausdruck gebrachten Ansichten sind diejenigen der Autoren zum Zeitpunkt der Verfassung dieses Dokuments. Andere Teams können andere Ansichten vertreten und andere Anlageentscheidungen treffen. Der Wert einer Anlage kann gegenüber dem Zeitpunkt der ursprünglichen Investition steigen oder sinken. Von externen Anbietern stammende Daten werden zwar als verlässlich erachtet, doch gibt es keine Garantie für ihre Richtigkeit. Nur für professionelle, institutionelle oder zugelassene Anleger. Diese Kommunikation dient lediglich Informationszwecken und ist nicht als aktuelle oder vergangene Empfehlung zu verstehen. Darüber hinaus ist sie nicht als Anlageberatung oder Angebot zum Verkauf oder Aufforderung zum Kauf von Anteilen oder anderen Wertpapieren gedacht. Die in der Vergangenheit erzielten Ergebnisse sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Entwicklung. Zukunftsgerichtete Aussagen sollten nicht als Garantie oder Vorhersage zukünftiger Ereignisse betrachtet werden.